Im Anflug: Gelebte Vielfalt auf der Veranstaltung „Take off – Diversity und Inklusion“ beim größten europäischen Flugzeughersteller in Hamburg

Bildnachweis: Flugzeugbauer Airbus
Noch vor der offiziellen Veranstaltungseröffnung konnten Interessierte bei einer Werksbesichtigung mehr über das global operierende Unternehmen Airbus erfahren und Einblicke von der Fertigung bis hin zur einsatzfähigen Maschine bekommen. Dabei wurde die Endlinie der A320 Familie besichtigt, die A380 Struktur- und Ausrüstungsmontage sowie das A380 Erweiterungsgelände.
Manfred Otto-Albrecht vom Unternehmens-Netzwerk INKLUSION begrüßte im Namen der Kampagne …und es geht doch die Gäste der Veranstaltung und warf einen kurzen Blick zurück auf die erfolgreiche Historie der Kampagne, die von vielen der bedeutendsten Unternehmen Hamburgs unterstützt wurde. Airbus war bereits zum zweiten Mal Gastgeber der Kampagne. So ließ es sich zur Eröffnung des Abends Rainer Knuff, Leiter Ideenmanagement bei Airbus, nicht nehmen, persönlich Einblicke in die Arbeit und die innovativen Ideen des Unternehmens zu geben. Petra Lotzkat, Staatssekretärin der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, positionierte sich in ihrem Grußwort für die Stadt Hamburg klar für das Thema Diversity. Fortschritte seien hier bereits zu sehen, aber gäbe es noch viel zu tun, so Lotzkat. Praxisnah wurde es mit Best-Practice-Beispielen von Inga Müller der Geschäftsführerin eines EDEKA-Marktes sowie mit Dr. Patricia Heufers, die den Workshop Blind in Business von Ernst &Young vorstellte.
Die Vielfalt in unserer Gesellschaft macht auch die Belegschaften zunehmend bunter. Diversity Management kümmert sich darum, dass dies nicht nur gelingt, sondern zusätzlich auch noch von Nutzen ist: für Unternehmen, für Betroffene und für die Teams der Kolleginnen und Kollegen. Diesen Standpunkt vertritt auch Dr. Petra Köppel, Inhaberin von Synergy Consult, die zum Thema Moving Diversity – Vielfalt als Zukunftskonzept im Unternehmen referierte. Bei der Beratung von Unternehmen macht sie oft die Erfahrung, dass es weniger die Belegschaften als die Führungskräfte sind, bei denen ein Umdenken stattfinden muss, wenn es um die Einstellung von Mitarbeitern mit Handicap geht. So nutzen wir, laut Köppel, sogenannte Unconscious Bias, also unbewusste Denkmuster, die eine objektive Beurteilung verhindern. Sie vereinfachen unseren Alltag und reduzieren Komplexität, beeinflussen jedoch unser Urteilsvermögen und können zu Fehleinschätzungen führen – insbesondere bei der Auswahl von Bewerbern. So werden Kandidaten mit Einschränkung, die eine bunte Vielfalt im Unternehmen schaffen können, schnell aussortiert.
„Es gibt bundesweit noch 41.000 Betriebe, die keine Menschen mit einer Schwerbehinderung beschäftigen.“, so Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), der für diesen Abend aus Berlin angereist ist. BMAS und die Bundesagentur für Arbeit, so Dr. Schmachtenberg weiter, planen deshalb ab 2019 ein gemeinsames Vorhaben, um auch diese Betriebe für betriebliche Inklusion zu gewinnen.
Seufzen, Lachen und aufmerksames, gebanntes Zuhören, das waren die Reaktionen, die im Publikum zu hören und sehen waren als Inga Müller von ihren Erfahrungen als inklusive Ausbilderin berichtete. „Ja, es ist nicht immer nur schön und es dauert manchmal auch etwas länger, aber meine Auszubildenden, die eine Einschränkung haben, geben so viel zurück, und sie sind so motiviert.“ Inga Müller, Geschäftsführerin eines EDEKA-Marktes in der Fuhlsbüttler Straße in Hamburg, berichtete authentisch und mit großer Überzeugung von unterschiedlichen Beispielen aus der Praxis. So bildet sie im ersten Jahr eine fast blinde junge Frau aus, die unbedingt hinter der Fleischtheke arbeiten möchte. Da sie aufgrund ihrer Einschränkung die Nummern der Fleischwaren nicht lesen kann, hat sie innerhalb kürzester Zeit 80 Prozent der Produktnummern auswendig gelernt. „Das können viele noch nicht mal im zweiten Ausbildungsjahr!“, sagte Inga Müller stolz.
Gerade diese Beispiele braucht es, so Dr. Schmachtenberg, um Inklusion in Unternehmen voranzubringen, vielfältiger zu machen und somit zu bereichern. „Der peer-to-peer-Gedanke spielt eine große Rolle, denn Unternehmen sollen sehen, dass es in anderen Unternehmen funktioniert.“, äußert Dr. Schmachtenberg.
Ob Auszubildende im Einzelhandel oder High Potentials bei einem Global Player, auch Dr. Patricia Heufers von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) beobachtet die von Inga Müller beschriebene hohe Motivation und Leistungsbereitschaft bei Bewerbern mit einer Behinderung. In dem von ihr und einem blinden Kollegen entwickelten Workshop Blind in Business werden gezielt Studierende mit einer Sehbehinderung angesprochen. In dem eintägigen Workshop werden ihnen dann die Schritte aufgezeigt, die es für einen Berufsstart bei EY braucht. Mit den Worten „Einfach mal machen!“, ermutigt Dr. Heufers all diejenigen im Publikum, die vielleicht noch zögern, das Thema Diversity in ihrem Unternehmen anzugehen.
Moderatorin Marina Marquardt, die durch die Veranstaltung führte, ließ in der abschließenden Podiumsdiskussion Referenten und Zuhörern Raum für den Austausch. Das große Interesse am Thema Inklusion und Diversity spürte man dann auch beim abschließenden Feier-Abend: für angeregte Gespräche, Networking, Erfahrungsaustausch und das gemeinsame Schmieden neuer Pläne für mehr Inklusion bot Airbus seinen Gästen mit dem Buffet und tollen Räumlichkeiten einen stimmungsvollen Rahmen.
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