"Das Reha-Management ist dreifach erfolgreich"

„Für die Integration Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben sind Konzepte gefragt, die individuell auf die Bedarfe des Einzelnen abgestimmt sind“, sagt Björn Hagen.

Herr Hagen, wie kam es zum Reha-Management?
Menschen mit Behinderung befinden sich in jeweils ganz unterschiedlichen Situationen. Gruppenangebote reichen für sie oft nicht aus, um möglichst schnell und nachhaltig eine passende Arbeit zu finden. Auch die Anfragen z. B. von Unfallversicherungen waren zum Teil so speziell, dass Standardangebote nicht passten.

Aber auch das Reha-Management ist doch ein standardisiertes Konzept?
Ja, das ist es. Es ist ein strukturiertes Vorgehen, in dessen Mittelpunkt aber gleichzeitig die individuellen Anforderungen des einzelnen Betroffenen stehen.

Wie gelingt das genau?
Das Konzept „Individuelles Integrationsmodell Reha-Management der FAW“, so seine vollständige Bezeichnung, besteht aus sechs klar definierten Modulen. Dies sind die Phasen des Reha-Managements, von der Anamnese über z. B. psychologische Testungen, Berufswegeplanung, Testphasen in Unternehmen bis hin zu Qualifizierungen und Praktika, betrieblicher Ausbildung oder Umschulung und der abschließenden Stabilisierung. Wir stellen die für den Rehabilitanden nötigen Module zusammen und innerhalb der Module die für ihn passenden Leistungen. Nicht alle Module müssen also in Anspruch genommen werden.

Und das alles findet in Ihren Akademien statt?
Nein, wir verfolgen einen ambulanten Ansatz. Das heißt: in der Regel findet die berufliche Reha in der Region des Betroffenen statt. Und dort in den Betrieben vor Ort. Wir sind also dort, wo der Versicherte wohnt und auch arbeiten will. Und immer begleitet den Rehabilitanden eine Reha-Fachkraft.
 
Wie finden die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu Ihnen?
Unser Auftraggeber sind die Rehabilitationsträger wie Renten- und Unfallversicherungen, aber auch die gesetzlichen Kranken- und andere Versicherungen. Sie nehmen in der Regel Kontakt zu unseren lokalen Ansprechpartnern auf. Auf der Grundlage eines intensiven Erstgesprächs mit dem Versicherten erstellen wir in Abstimmung mit dem Auftraggeber ein individuelles Angebot. In diesem ist festgelegt, welche Module in Frage kommen und welcher Aufwand geplant ist.

Das Ziel ist immer eine Stelle im 1. Arbeitsmarkt?
Als Reha-Dienstleister und Bildungsträger der Wirtschaft legen wir dabei immer den Fokus auf die Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt. Wir sind davon überzeugt, dass Inklusion nur in der Wirtschaft, im Unternehmen Wirklichkeit wird. Ein Reihe von Aufträgen haben zunächst z. B. die Zielsetzung einer genauen Diagnostik und Planung: Was kann jemand? Wo soll es beruflich hingehen? Danach setzten wir uns häufig noch einmal mit dem Auftraggeber zusammen und planen die weiteren Schritte. Dies kann eine spezielle Qualifizierung mit intensiven betrieblichen Praktika sein. Es ist aber auch eine betriebliche Einzelumschulung möglich. Welche Ausrichtung die Leistungen haben, hängt ganz vom Einzelfall ab.

Wer ist am Reha-Management  neben dem Versicherten, dem Leistungsträger und den Kostenträgern beteiligt?
Natürlich auch die Betriebe und das soziale Umfeld. Wenn es notwendig ist, binden wir auch weitere Netzwerkpartner ein, z.B. Beratungsstellen und Selbsthilfeorganisationen vor Ort.

Je individueller das Vorgehen, desto größer ist der Anspruch an das Personal und seine Kompetenzen…
In der Tat. Solch ein individuelles und zugleich strukturiertes und universell anwendbares Vorgehen verlangt auch bei uns entsprechende Strukturen und Kompetenzen. Es ist ein Unterschied, ob ich ein Gruppenangebot durchführe oder eine Reihe von Einzelfällen zu begleiten habe. Deshalb werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch fachliche Workshops und Fortbildungen laufend weiterqualifiziert. Sie haben als Rehabilitations-Fachkräfte eine spezielle Ausbildung durchlaufen, die wir gemeinsam mit der Hochschule Georg Simon Ohm in Nürnberg durchführen. In allen unseren Akademien ist das Reha-Management ein eigener Bereich mit festen Ansprechpartnern.

Sie haben das Reha-Management einmal als „Erfolgsmodell“ bezeichnet. Warum?
Vor allem natürlich deshalb, weil wir mit einer speziell zugeschnittenen beruflichen Reha so viele Menschen mit Behinderung ins Berufsleben begleiten konnten. Aber auch, weil es den Reha-Prozess für die Kostenträger transparent und wirtschaftlich macht. Und nicht zuletzt, weil die in den Arbeitsmarkt zurückkehrenden Rehabilitanden in den Unternehmen dringend gebraucht werden. Das Reha-Management ist damit also dreifach erfolgreich.

Hat sich das Reha-Management seit seinem Start verändert?
Das Konzept hat sich in den Jahren immer weiterentwickelt. Es sind spezielle Angebote für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen (MeH) und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) hinzugekommen. Dies bedeutet auch, dass wir uns fachlich immer weiterentwickeln müssen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Reha-Managements?
Individualisierte Angebote werden zukünftig noch wichtiger werden. Und es wird immer stärker darauf ankommen, dass Leistungen zielgerichtet und wirtschaftlich erbracht werden. Genau dadurch zeichnet sich das Individuelle Integrationsmodell Reha-Management mit seinen Modulen aus.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Björn Hagen
Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gemeinnützige Gesellschaft mbH
Fachbereich Rehabilitation
Bahnhofsallee 8
23909 Ratzeburg
Tel.: 04541 8997-30, Fax: 04541 8997-55
bjoern.hagen@faw.de

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